Gregorianik und der Orient - ein Entdeckungskonzert zu Allerheiligen
Zwei Münchner Ensembles stellen sich dem Experiment: die gregorianische Frauenschola «amalcordis» und das Ensemble für klassisch-arabische Musik «Jisr, Brücke» gestalten ein gemeinsames Allerheiligen-Konzert. Das Begegnungskonzert unter dem Zeichen der christlich-muslimischen Freundschaft ist vielmehr auch ein Entdeckungskonzert, um die gemeinsamen Wurzeln zu erkunden. Es findet am Allerheiligen-Nachmittag um 17.00 Uhr in der Perlacher Paulus-Kirche statt. Der freudige Introitus von Allerheiligen «Gaudeamus omnes in Domino!», «Lasst uns alle uns freuen im Herrn!» versteht sich als überkonfessionelle Einladung, im Kreis aller Heiligen das Diesseits in Schönheit zu gestalten.
Neu gegründete Münchner Frauenschola
Das tägliche Rezitieren der Psalmen wurde durch die frühen Christen auf der Basis der jüdischen Kantorengesänge tradiert. Die orientalische Klangwelt ist mit dem Christentum über Rom in den Westen gewandert, und hat dort unter neuen Einflüssen, beispielsweise entscheidend durch Liturgiereformen im Frankenreich unter Karl dem Großen, ihren Lauf genommen. Auf den antiken Tonarten gründen gleichsam die orientalischen «Makame» wie auch die in der Gregorianik als «Modi» oder «Kirchentonarten» bekannten Vorläufer unserer Tonarten Dur und Moll. Nicht nur finden sich im Gebrauch der Modi und Makame musikalische Gemeinsamkeiten, jedoch auch in der Denkweise, dem Empfinden und der Ästhetik.
Die Frauenschola «amalcordis», neu gegründet mit dem Ziel, in München im Frauenensemble Gregorianik zu pflegen, besteht im Kern aus Absolventinnen eines Gregorianikkurses mit Prof. Stephan Zippe und Alexander M. Schweitzer. Die Nymphenburger Benediktinerinnen-Abtei «Venio», die den gregorianischen Choral in der täglichen Liturgie praktiziert, beherbergt die Frauenschola für die Probenphase.
Die beiden Gast-Sängerinnen Leigh Michelow und Süyümbike Güvenç Noris werden im Konzert jeweils aus ihrer Tradition, dem jüdischen Kantorengesang und den türkischen Ilahiler, einen Beitrag leisten und das Frauenquartett MorgenSüdWind, das sich als interreligiöse Brücke zwischen dem sanften Antlitz des Islam und dem Christentum versteht, beleuchtet die Allerheiligen-Thematik beider Kulturen mit Musik und Texten.
Ensemble «Jisr», eine «Brücke» zwischen Kulturen
Das beim Münchner Publikum sehr beliebte hochkarätige Ensemble «Jisr» besteht aus Altmeister Roman Bunka, dem der Ruf nachgeht, «bester deutscher Oudspieler» zu sein und der viel Lebenszeit reisend, musizierend und forschend in Ägypten verbracht hat, und Mohcine Ramdan, der als hochbegabter vielseitiger Musiker und an der LMU tätiger Sprachwissenschafter in der Fortbildung von Lehrkräften von berufsschulpflichtigen Lehrkräften und Flüchtlingen tätig ist. Der dritte Musiker des Kern-Ensembles hat schliesslich wesentlich zur Gründung der Gruppe beigetragen: Der hervorragende syrische Bratschist Ehab Abou Fakhir traf 2016 mit der grossen Flüchtlingswelle in Deutschland ein, mit praktisch nichts als seinem Instrument im Gepäck. Die drei Musiker verstehen es, mit großem Wissen und Können, die Zuhörer mit der klassischen Musik vom Maghreb über Andalusien bis Palästina zu verzaubern.
«Gaudeamus omnes»
Gregorianik und klassische orientalische Musik - Frauenschola «amalcordis» und Ensemble «Jisr, Brücke»
Allerheiligen 1. November 2018, 17.00 Uhr
St. Paulus-Kirche, Sebastian-Bauer-Str. 23, 81373 München
Eintritt frei, Spenden erbeten
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